Lage und Entwicklung

Nanzenbach ist ein Ortsteil von Dillenburg, das im hessischen, nördlichen Lahn-Dill-Kreis liegt. (50N, 8E; 455m ü.NN)

Es liegt etwa fünf Kilometer nordöstlich von Dillenburg in Richtung Hirzenhain. Der Ortsteil hat eine Fläche von 14,24 ha, der Waldanteil liegt bei 52,5 %, die landwirtschaftliche Fläche nimmt 31,5 % der Gemarkung ein. Nanzenbach liegt in einem Tal und hat seinen Namen vermutlich von dem durch das Dorf fließenden Bach. Der Ort selbst wird von der, unter Denkmal stehenden, oberen Hauptstraße geprägt, in der sich die Einfamilienhäuser sehr ähneln.

Nach der großen Brandkatastrophe im Jahre 1772 wurde das Dorf vollständig wieder aufgebaut. Nachdem die Häuser zuvor vermutlich näher aneinander gebaut waren, wurden sie nun solitär und versetzt aufgebaut, um so bei einem neuen Brand das Schlimmste zu verhindern.

1970 wurde ein Neubaugebiet im Bereich Batzbachstraße, vorm Heckwald, zum Gereche ausgewiesen. Die letzten Bebauungen erfolgen in 2001 im oberen Batzbachtal gegenüber dem Friedhof.

In Nanzenbach wird kaum ein Haus verkauft. Viele Häuser werden durch Um- oder Anbau erweitert. Sowohl im alten Nanzenbach wie auch im Neubaugebiet wohnen überwiegend gebbürtige Nanzenbacher. 15 % der Bevölkerung sind zugezogen. Den größten Zustrom von Neubürgern erfuhr Nanzenbach durch die Vertriebenen und Flüchtlinge nach denm zweiten Weltkrieg.

Landwirtschaft

Bis ins Jahr 1960 betrieben viele Nanzenbacher Familien noch Erwerbsnebenlandwirtschaft. Dann „lohnte" es nicht mehr, es war vielen zu mühsam, denn für das Entgeld einger weniger Überstunden konnte man sich die Kartoffeln kaufen. So kam es, das vor 35 Jahren das Nanzenbachtal von Dillenburg aus kommend stark versumpfen konnte. Der dann geschaffene Aussiedlerhof Kreuter sorgt für die dortige Wiesenpflege bis heute. Die landwirtschaftlichen Flächen werden in der Gemarkung sämtlich von Nebenerwerbslandwirten bearbeitet. Haupterwerbslandwirte gibt es keine. Circa 55 % der Flächen werden zu Heu gemacht, welches dann verkauft wird. Der verbleibende Rest wird beweidet, kaum 2 % wird beackert. Nanzenbach hat noch sehr viele Streuobstwiesen, diese werden kaum noch abgeerntet.

Bevölkerung

1997 lebten in Nanzenbach 1402 Menschen (1978: 1526; 1987: 1384). Davon sind 275 unter 18 Jahre, 559 zwischen 18 und 45 Jahre, 244 zwischen 45 und 60 Jahren und 324 über 60 Jahre. Der Ausländeranteil liegt bei 2,5 %.

Konfessionen

Rund 73,3 % der Nanzenbacher sind evangelisch, 5,7 % gehören der katholischen Kirche an, 21 % gehören anderen Glaubensgemeinschaften, wie der freien evangelischen Gemeinde, der Versammlung und dem Islam, an.

Soziale Infrastruktur

Für die Versorgung des täglichen Bedarfs ist in Nanzenbach gesorgt. Neben einen Lebensmittelgeschäft (Dorfladen nahkauf) gibt es noch zwei Metzger (Klabunde und Kirschbaum) und eine Bäckerfiliale. Weiter gibt es noch einen Frisör, ein Haushaltswarengeschäft und zwei Bankfilialen. Ein Fischwagen kommt mittwochs. Eine Gaststätte (Toni Weiß) ist noch geöffnet und das "Jägerheim" wurde im Oktober 2002 wiedereröffnet. Das gemeindeeigene Backhaus wird noch von zwei bis drei Familien benutzt. Eine Tankstelle, eine Raiffeisenfiliale und die Poststelle wurden leider in den letzten 25 Jahren geschlossen. Hier war ehemals die Poststelle untergebracht. In der Sozialstation werden einmal in der Woche von drei verschiedenen Ärzten Sprechstunden abgehalten. Arzneimittelbestellungen werden durch einen Zubringer geliefert. In der Hintergasse ist der städtischen Kindergarten mit zwei Gruppen beheimatet. Von der ehemals achtklassigen Volksschule ist nur noch die Grundschule in Nanzenbach verblieben. Weiterführende Schulen finden sich in Dillenburg.

Eine Gymnastikhalle, umgebaut aus der ehemaligen Volkshalle, und ein Bolzplatz liegen direkt neben dem Dorfgemeinschaftshaus.

Ein Fußballplatz mit dem Vereinsheim liegt unterhalb des Appersberger zwei Kilometer entfernt vom Dorf.

Die Verkehrsanbindung nach Dillenburg ist befriedigend. So fahren RMV-Busse wochentags zweistündig von 5 bis 19 Uhr von zwei Bushaltestellen. Sonnabend findet vormittags nur eine Hin- und Rückfahrt statt. Zur Arbeit fahren die meisten nach Dillenburg, Haiger, Herborn und Eschenburg. Das Vereinsleben in Nanzenbach ist sehr rege, es gibt gut ein Dutzend Vereine und Gruppen. Viele Nanzenbacher sind oftmals in mehreren Vereinen Mitglied, so das eine Vernetzung der Vereine stattfindet.

Soziale Kontakte

„Man kennt sich in Nanzenbach". Jeder grüßt jeden. Das hat sicherlich bei der jüngeren Generation schon etwas nachgelassen, aber das Gemeinschaftsdenken in der örtlichen Bevölkerung ist schon sehr stark ausgeprägt. Vor vielen Häusern stehen Bänke, auf denen sich die Leute zum Schwätzen treffen. Nachbarschaftshilfe wird großgeschrieben: bei Geburtstagen, Beerdigungen, beim Einkaufen usw. wird geholfen. Bei der Geburt eines Kindes läuten die Glocken um 17.00 Uhr, bei einem Sterbefall um 9.00 Uhr morgens. Alle zwei Jahre findet ein Dorffest statt, das gemeinsam von den Nanzenbacher Vereinen organisiert wird. Während des Jahres veranstalten die Vereine jeweils ein Fest, der traditionelle Grenzgang zwischen den Jahren bildet den Abschluss der gemeinsamen Festlichkeiten.

Heimat und Kultur

Der Heimatverein veranstaltet jährlich eine Kultur- und Heimatwoche im Dorfgemeinschaftshaus. Hier werden heimatkundliche Ausstellungen gezeigt, Mundartabende und Autorenlesungen durchgeführt. Der Obst- und Gartenbauverein und der Vogelschutzverein führen ebenfalls, aber unregelmäßig, Ausstellungen durch.

Kommunales

Nanzenbach bildet seit dreißig Jahren mit sechs weiteren Ortsteilen sowie der Kernstadt die Stadt Dillenburg. Der Ortsbeirat ist das einzigste politische Instrumentarium, das dem Dorf geblieben ist. Dieser fünfköpfige Beirat gibt Empfehlungen, Anregungen usw. an den Magistrat und der Stadtverwaltung Dillenburg.

 

Glück Auf
Roland Scheiter
Im November 2001